Dialog über Schweigen und Sichtbarkeit: Finissage der Ausstellung „WOMEN IN THE DARK - Aufruhr des Schweigens“
Lilian Schwerdtner ist Autorin des Buches „Sprechen und Schweigen über sexualisierte Gewalt - Ein Plädoyer für Kollektivität und Selbstbestimmung“ und beschäftigt sich mit der Frage, wie den vielen schweigenden Betroffenen ein Raum zum (öffentlichen) Sprechen geschaffen werden kann. Franziska Greber ist Künstlerin und Initiatorin des Internationalen Kunstprojektes WOMEN IN THE DARK, das 2023 mit „The Power Of The Arts" Preis der Philipp Morris GmbH ausgezeichnet wurde.
Die Künstlerin und die Autorin tauschten sich mit ihren unterschiedlichen Perspektiven darüber aus, wie Frauen dazu ermutigt werden können, über komplexe und belastende Erlebnisse zu sprechen. Die Referentinnen erörterten, dass besonders das Zuhören und die Anteilnahme des Gegenübers relevant seien, wenn Frauen ihre Erfahrungen mit Gewalt mitteilen. „Beim Sprechen über Gewalt und dem Schweigen darüber muss stets der Kontext betrachtet werden. Die Politik, die Gesellschaft, das Umfeld beeinflussen, ob und wie wir Themen benennen“, erläuterte Greber.
Die Gesprächsrunde war mit einem Rundgang durch Grebers Ausstellung „WOMEN IN THE DARK – Aufruhr des Schweigens“ im Burggrafiat in Alzey verbunden. Im Mittelpunkt steht ein Kunstwerk, das Greber aus 690 Blusen geschaffen hat, die von Frauen aus Deutschland beschriftet oder bemalt wurden. Auf den Blusen schildern die Frauen ihre Erfahrungen mit Diskriminierung und Gewalt. Dabei konnten die Frauen selbst entscheiden, wie sie sich mitteilen. Greber ordnete die Blusen in Form eines Bergs mitten in einem der Räume an, um die Menge der 690 Frauen und ihrer Geschichten zu verdeutlichen.
Mit der Gesprächsrunde endete die Ausstellung, die in Alzey großen Anklang gefunden hat: Seit der Eröffnung am Sonntag, 3. November, haben über 600 Besucher*innen die dort gezeigten Installationen betrachtet. Greber betonte, dies sei auch dem gut vernetzten Team der Gleichstellungsstelle Alzey-Worms und des Warbede Frauennotrufs in Alzey zu verdanken, die die Ausstellung und die Veranstaltung organisiert haben. Schwertner und Greber traten auch in einen Dialog mit den Besucher*innen der Finissage. Die Zuschauer*innen betonten, dass die Ausstellung in Alzey zwar beendet sei, nicht aber die Auseinandersetzung mit dem Thema Gewalt gegen Frauen.