Erlebnistage Inklusion an der Grundschule Flomborn

Berührungsängste bei Kindern abbauen, Perspektiven öffnen

Die Grundschule Flomborn setzt ein starkes Zeichen für gelebte Inklusion. Bereits zum zweiten Mal fanden dort die „Erlebnistage Inklusion“ statt. Das gemeinsame Projekt der Schule in Zusammenarbeit mit dem Behindertenbeirat des Landkreises Alzey-Worms sowie der Schulsozialarbeit der VG Alzey-Land verfolgt das Ziel, bei Schülerinnen und Schülern Berührungsängste abzubauen, Verständnis zu fördern und das Thema Vielfalt erlebbar zu machen. 45 Kinder der vierten Klassen nahmen an verschiedenen Workshops teil, die in der Turnhalle, auf dem Schulgelände und im Klassenzimmer stattfanden. Maßgebliche Unterstützung erhielten sie von den engagierten Mitgliedern des Behindertenbeirats der Kreisverwaltung Alzey-Worms Nina Becker, Patrizia Bueno und Reiner Jakobs sowie von Peter Dörrie aus Gau-Odernheim als ein Vertreter von Angehörigen behinderter Menschen im Beirat.

Landrat Heiko Sippel, der die Schule während der Inklusionstage besuchte, betonte die Bedeutung des Projekts: „Inklusion beginnt mit Verständnis. Genau das wird hier auf altersgerechte, eindrucksvolle Weise vermittelt.“ Die Kinder durchliefen mehrere Stationen zu den Themen Blindheit, Gebärdensprache und psychische Gesundheit. Besonders eindrücklich war der Umgang mit dem Blindenstock. Zu zweit erkundeten sie mit Augenbinde und Blindenstock das Schulgelände. Einer führte, der andere verließ sich auf den Tastsinn. Dabei erfuhren sie, wie sich Barrieren anfühlen und wie wichtig Orientierungshilfen wie Bodenmarkierungen sind. „Der Stock ist euer Auge, damit tastet ihr den Boden ab“, erklärte Patrizia Bueno. Nina Becker lobte die Offenheit der Grundschüler: „Die Kinder stellen ehrliche und interessierte Fragen. Es ist schön zu sehen, wie sie anfangen, sich in andere hineinzuversetzen. Genau das ist unser Ziel.“

Schulsozialarbeiterin Nicole Manz zeigte sich überzeugt: „Gerade in diesem Alter sind Kinder unglaublich empfänglich für neue Perspektiven. Die Erlebnistage helfen ihnen, Empathie nicht nur zu verstehen, sondern auch zu fühlen.“ Schulsozialarbeiterin Nadine Riedel ergänzte: „Wir merken, wie sehr diese Erfahrungen nachwirken. Viele Kinder sprechen noch Tage später über das, was sie gelernt und erlebt haben, das ist gelebte Bildung für Vielfalt.“ An einer weiteren Station stand das Thema psychische Gesundheit im Fokus. Mit Gewichten und Manschetten an Armen und Beinen versuchten die Kinder, einfache Turnübungen zu machen. Eine symbolische Erfahrung für das Gefühl von Schwere, das psychische Belastungen mit sich bringen kann. Eine andere Übung vermittelte den Kindern, wie sich Menschen mit ADHS in reizüberfluteten Situationen fühlen: überfordert, genervt, unruhig. Das Projekt findet in diesem Jahr neben Flomborn auch an den Grundschulen in Erbes-Büdesheim, Gau-Odernheim und Flonheim statt. Die Resonanz ist durchweg positiv. Das Angebot soll deshalb künftig jährlich fortgeführt werden.