Kindertagespflege feiert 50-jähriges Bestehen in Deutschland

In diesem Jahr besteht die Kindertagespflege seit 50 Jahren in Deutschland. Aus diesem Anlass feierten die Fachberatung Kindertagespflege der Kreisverwaltung Alzey-Worms und die Servicestelle Kindertagespflege der Regionalen Diakonie Rheinhessen mit allen Kindertagespflegepersonen des Landkreises ein Sommerfest im Mehrgenerationenhaus in Alzey. Bei ausgelassener Stimmung und schönstem Spätsommerwetter sprachen die Abteilungsleiterin des Jugendamtes Frederike Fleischer und Kreisbeigeordnete Ute Klenk-Kaufmann feierliche Grußworte und überreichten ein Präsent des Landrats.

Bei dem Fest blickten die Gäste nicht nur auf die Geschichte der Kindertagespflege in Deutschland zurück, sondern würdigten auch die Kindertagespflege im Landkreis Alzey-Worms. Als familiennahe Betreuungsform für Kinder zwischen null und 14 Jahren stellt die Kindertagespflege einen wichtigen Baustein der Kinderbetreuung im Landkreis dar. Besonders in den ersten Lebensjahren bietet die Kindertagespflege eine Betreuungsform, bei der die individuellen Bedürfnisse der Kinder besonders berücksichtigt werden können. Für Kita- und Schulkinder kann Kindertagespflege als ergänzende Betreuungsform genutzt werden. Derzeit sind 47 Kindertagespflegepersonen im Landkreis tätig. Im Jahr 2023 wurden etwa 400 Kinder in Kindertagespflege von 60 Kindertagespflegepersonen betreut. Die Hälfte der Plätze für Kinder unter zwei Jahren wird durch Kindertagespflegepersonen abgedeckt.
Das öffentlich finanzierte Modellprojekt „Tagesmütter“ markierte 1974 den Beginn der bundesweiten Einführung der Kindertages-pflege. Die damalige Bundesregierung startete das Modellprojekt, in dem Tagesmütter Kinder in einem familiären Umfeld betreuten – Tagesväter gab es zu dem Zeitpunkt nicht. Das Projekt lief über die Dauer von fünf Jahren.
Seit diesen Anfängen hat sich die Kindertagespflege stark verändert und weiterentwickelt. Wurde 1994 eine Arbeitszeit von 50 Stunden Betreuung pro Woche noch mit 500 DM im Monat vergütet, hat sich die Förderungsleistung für den Ganztagsplatz eines Kindes in der neuen Satzung des Landkreises ab 2025 auf 1060 Euro monatlich erhöht. Kindertagespflegepersonen sind selbstständig tätig.
Auch die Ausbildung von Kindertagespflegepersonen hat sich gewandelt. Anfang der 1990er Jahre war keine Qualifizierung für die Berufsausübung nötig. 2002 wurde erstmals ein 80-stündiger Qualifizierungskurs eingeführt. 
Seit 2018 sind für die Qualifizierung zur Kindertagespflegeperson 210 Stunden Theorie sowie 40 Stunden Hospitation vorgesehen. Angehende Tagesmütter und -väter erstellen außerdem eine Konzeption und einen Businessplan, bevor sie eine Abschlussprüfung ablegen. Seit 2023 ist der Zusammenschluss zweier Kindertagespflegepersonen möglich. Einige Kindertagespflegepersonen nehmen diese Möglichkeit bereits an.
Im Landkreis Alzey-Worms finden Eltern seit Anfang der 2000er Jahre Beratung und Unterstützung bei der Fachberatung Kindertagespflege im Jugendamt der Kreisverwaltung Alzey-Worms. Dort werden Eltern an qualifizierte und überprüfte Kindertagespflegepersonen vermittelt. Die Fachberatung der Kreisverwaltung ist außerdem ein wichtiger Kontakt für Kindertagespflegepersonen und alle, die sich für eine Qualifizierung zur Kindertagespflegeperson interessieren.

Seit 2009 ist die Servicestelle Kindertagespflege der Regionalen Diakonie Rheinhessen ein weiterer Ansprechpartner für alle Tagesmütter und -väter in der Region. Die Servicestelle bietet regelmäßig regionale Treffen und Fortbildungsveranstaltungen an sowie einen Materialpool, aus dem Kindertagespflegepersonen Spielzeug, Krippenwägen und weiteres Equipment kostenfrei ausleihen können. „Dieses Angebot stellt eine Besonderheit im Landkreis Alzey-Worms dar“, erklärt Melanie Sterz von der Fachberatung Kindertagespflege. Die Fachberatung und die Servicestelle führen gemeinsam Fortbildungen für Tageseltern durch und organisieren Fachvorträge.

Für alle, die sich für eine Qualifizierung zur Kindertagespflege interessieren, findet am Mittwoch, 30. Oktober, von 18 bis 19.30 Uhr eine Infoveranstaltung in der Kreisvolkshochschule statt. Die Anmeldung erfolgt über die Kreisvolkshochschule.