Kreiskrankenhaus Alzey setzt auf Austausch
Die Zukunft des Kreiskrankenhauses Alzey und die Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in der Region waren die Themen eines Informationsabends mit dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Dr. Gerald Gaß, im Konferenzraum des Alzeyer Krankenhauses. Eingeladen hatten der Verwaltungsdirektor des Kreiskrankenhauses, Frank Müller, und der Vorstandsvorsitzende des Vereins für die Belange von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten in Rheinland-Pfalz, Medi Südwest, Dr. Ralf Schneider. Unter den mehr als 50 interessierten Gästen waren zahlreiche Ärztinnen und Ärzte aus dem Landkreis Alzey-Worms, Beschäftigte des Kreiskrankenhauses und der Kreisverwaltung sowie Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker.
Der Erste Kreisbeigeordnete Christoph Burkhard blickte bei der Begrüßung auf die Übernahme der Trägerschaft des Krankenhauses durch den Landkreis vor vier Monaten zurück: „Die Bürgerinnen und Bürger wollten es, die Politik stand einstimmig dahinter.“ Schneider ergänzte, allein wegen des Notarztstandortes, der Geriatrie und des Palliativbereichs sei das Krankenhaus dringend erhaltenswert. Schneider, selbst niedergelassener Arzt, betonte: „Als Arzt habe ich im Alzeyer Krankenhaus immer ein Bett für meine Patienten bekommen.“
Frank Müller hob hervor, dass sich mit dem Trägerwechsel gleichwohl vieles geändert habe Die Entscheidungen des Krankenhauses müssten den Kreisgremien nun stets verständlich aufgezeigt werden. „Es muss uns gelingen, in der Zusammenarbeit mit der Kreisverwaltung Synergieeffekte zu erzielen“, erklärte Müller und betonte die Chancen von Netzwerken. „Wir werden alles daransetzen, dieses Haus gut in die Zukunft zu führen“, machte er im Hinblick auf die künftigen Herausforderungen deutlich. Zu diesen zählten die Abschaffung des Inflationsausgleiches für die gestiegenen Kosten, aber auch das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz (KHVVG), welches 2027 greifen soll.
Dr. Gerald Gaß, unterstrich die Unsicherheit, mit der die Krankenhäuser aufgrund der noch unklaren Rahmenbedingungen durch das KHVVG umgehen müssten: „Wir sind in einer Situation, in der wir seit über drei Jahren nicht wissen, wie es weitergeht.“ Mit dem KHVVG werden Leistungen der Krankenhäuser an sogenannte Leistungsgruppen gebunden, die wiederum bestimmte Vorgaben erfüllen müssen. Beispielsweise sei für die einzelnen Leistungsgruppen eine bestimmte Anzahl an Ärztinnen und Ärzten vorgesehen. Wegen der sogenannten Finanzierungsreform könne künftig der Verlust eines für eine Leistungsgruppe benötigten Arztes zu finanziellen Einbußen führen. Insbesondere für die Krankenhäuser der Grundversorgung, wie das Kreiskrankenhaus Alzey, stelle dies eine Hürde dar. Der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz, Andreas Wermter, erklärte, dass sich die Krankenhäuser bereits jetzt auf das neue Gesetz vorbereiten müssten. In Rheinland-Pfalz werde bis Mitte 2026 ein Gutachten darüber erwartet, wie viele Leistungsgruppen die Voraussetzungen erfüllen.
Gaß betonte die Chance, die in der Zusammenarbeit zwischen Krankenhäusern und den niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten liege. Das gelte für sogenannte Hybridleistungen, die ambulante und stationäre Versorgung miteinander vereinten. Dr. Ralf Schneider fügte hinzu: „Es ist wichtig, dass wir den Weg gemeinsam weitergehen.“
Gaß forderte vonseiten der Bundespolitik einen Abbau von Bürokratie und kleinteiligen Vorgaben: „Krankenhäuser müssen wieder mehr eigenen Gestaltungsspielraum erhalten den Personaleinsatz vor Ort selbst zu verantworten.“ Zudem müsse der bürokratische Aufwand deutlich reduziert werden. Andreas Wermter forderte ergänzend mehr Entscheidungsfreiheit für die Bundesländer, deren Zustimmung zu den Leistungsgruppen mit dem KHVVG nicht mehr nötig sein werde.
